Wandern auf Deutschlands schönstem Wanderweg
Die Saale Horizontale Jena
Die Saale Horizontale
Markante Muschelkalkhänge, sattgrüne Wiesen, duftende Wälder, Orchideenhaine,
Weinberge, Streuobstwiesen, geschichtsträchtige Burgruinen, Erlebnis- und
Wissensstationen, Vogelgeträller, Blätterrascheln, klare Luft und immer wieder diese
herrlichen Panoramablicke… Weit und breit um Jena und die Region gibt es wohl kaum eine Wanderstrecke, die vielseitiger, abenteuerlicher und faszinierender ist als die Saale Horizontale. Der 91
Kilometer lange Wanderweg wurde 2008 etabliert und vom Deutschen Wanderverband als
sogenannter „Qualitätsweg“ eingestuft. 2023 wurde er nominiert zu Deutschlands schönstem Wanderweg. Er zieht Jahr für Jahr nicht nur Einheimische in
seinen Bann, sondern lockt auch viele Wanderer von weit her ins Saaletal.
Der Pfad kann in seiner Gesamtheit in vier bis fünf Tagen abgewandert werden - oder aber
man sucht sich einzelne Teilstücke heraus. Insgesamt gibt es 9 Etappen, die zwischen 10
und 16 Kilometer lang sind. Der Weg ist tiptop ausgeschildert - etwa alle 400 Meter prangt
ein „SH“-Zeichen an einem Baum oder Stein. An etwa 25 Punkten der Strecke kann man einen
grandiosen Weitblick über die Stadt Jena, die umgebende Landschaft und die Nachbarorte
werfen. Nicht umsonst ist das Motto der Wanderung: „Wandern mit Weitblick“. Mal fühlt
man sich wie in den Alpen, mal wie in den Weinbergen Italiens.
Nicht zu verwechseln ist die Saale Horizontale übrigens mit der Jena-Horizontale. Dieser
100 Kilometer lange Wanderweg ist jedes Jahr Kernstück der Horizontalen-100 km-
Wanderung, die einmal um Jena führt, die Markierung für diesen Weg ist immer in den Farben Weiß-Rot-Weiß. Im Gegensatz zur Saale Horizontale ist die Horizontale ein klassischer Rundweg; in vielen Teilen um Jena überschneiden sich beide Wege aber auch. Ein großer Unterschied von beiden Wegen ist, dass die Saale Horizontale sich weiter in nördlicher Richtung nach Tautenburg und den Dornburger Schlössern erstreckt und die Jena-Horizontale noch mehr nach Süden und den Ort Zöllnitz einschließt.
Aber zurück zur Saale Horizontale.
An der Lobdeburg ist der Anfang zur 91km langen Saale Horizontale
Der Beginn des Weges liegt in Lobeda-Ost. Von hier geht’s hoch zur sagenumwobenen Ruine Lobdeburg. Über die Johannisberg-Horizontale führt der Pfad dann bis zum Fürstenbrunnen im Pennickental. Hier kann man an einer Frischwasserquelle herrlich seinen Durst stillen. Weiter geht es dann zu einem Bergrutsch namens Diebeskrippe. Sie heißt so, weil sich die Einheimischen früher an dieser Stelle vor Plünderern versteckt haben. Unterhalb der Ernst-Haeckel-Höhe führt die Saale Horizontale weiter zur Studentenrutsche - eine von Felsen gesäumte Schuttrinne - zum Aussichtspunkt Kupferplatte. Der Weg bis hierhin ist schmal und geprägt von Serpentinen, die sich horizontal am Berg entlangschlängeln. Ein wenig fühlt man sich auf diesem Streckenabschnitt an alpine Regionen erinnert - und das mitten in Thüringen. Fehlt nur noch, dass Heidi und der Geißenpeter den Weg kreuzen…
Über das hübsche Dörfchen Ziegenhain (wer hier schon Hunger verspürt, kann im zünftigen Lokal „Der Ziegenhainer“ einkehren) erreicht man den Fuchsturm auf dem Hausberg, der nicht nur ein alter Bergfried ist sondern auch eines der „Sieben Wunder Jenas“. Und auch hier lässt sich in der benachbarten Ausflugsgaststätte vortrefflich die bodenständige Thüringer Küche genießen. Gestärkt verlässt man den Fuchsturm und wandert weiter durch Wiesen und Felder in das Doppeldorf Jenaprießnitz / Wogau. Von hier führt, gleich neben dem Gasthaus „Alte Eiche“ in Wogau, ein steiler, langer Wanderweg hoch zum Jenzigrücken. Aber Mühe und Schweiß sind gut investiert, denn die Aussicht von dort oben - ins Gembdental, hinüber zum Fuchsturm und über die ganze Stadt -entschädigt für alles.
Auf dem Jenzigrücken spaziert man dann schnurstracks zum Jenzig. Wenn man Glück hat, kann man auf halber Strecke Gleitschirmfliegern zusehen, denn hier oben ist ein beliebter Startplatz für die Paraglider. Der 365 Meter hohe Muschelkalkberg Jenzig gehört ebenfalls zu den „Sieben Wundern Jenas“. Und auch hier gibt es ein beliebtes Ausflugslokal, in dem man sich stärken kann. Noch ein Tipp für Familien: Von Jena-Ost hoch zum Jenzig führt der 2,2 km lange Saurierpfad „Trixi Trias“ auf dem Klein und Groß viel Wissenswertes über die Welt der Dinosaurier erfahren.
Durch einen Buchenwald, vorbei an Streuobstwiesen führt der Weg auf der Nordseite des Jenzigs in das hübsche Dorf Laasan. Von dort geht’s weiter bis zur Ruine der Kunitzburg. Noch einmal genießt man einen Blick ins Saaletal, ehe der Pfad über Serpentinen und am Weinberg entlang hinunter ins Dorf Kunitz führt. Einkehrtipp hier: das Gasthaus zur Kunitzburg - wer geräucherte Forelle mag, ist hier genau richtig. Nach Kunitz führt der Weg weiter nach Beutnitz/Golmsdorf. Von dort geht’s über Löberschütz nach Tautenburg. Highlights am Weg sind die wilden Orchideen und Pfingstrosen, die im Frühsommer ihre Pracht entfalten. In Tautenburg, einem ausgesprochen hübschen und farbenfrohen Dorf, warten gleich zwei Attraktionen: zum einen die Burgruine auf dem Schlossberg inmitten des idyllischen Örtchens und zum anderen die Thüringer Landessternwarte Tautenburg, die die einsame Lage im Tautenburger Wald nutzt, um das Weltall zu erkunden. Wer Lust auf mehr Astrowissen hat, kann hier den sogenannten„Planetenpfad“ erkunden und abwandern. Durch den Tautenburger Wald geht’s zum Wegkreuz Torbuche und von dort weiter zu den Sophienterrassen. Von hier genießt man noch einmal einen Wahnsinnsblick über das Saaletal und auf die märchenhaften Dornburger Schlösser, bevor der Weg hinunter nach Dorndorf führt.
Dort überquert man auf der imposanten 126 Meter langen Carl-Alexander-Brücke, die 1892 erbaut und 2020 aufwendig saniert wurde, die Saale. Eine Treppe in der Mitte der Stahlbogenbrücke erschließt den Zugang zu einer Saale-Insel, die auch Bootsfahrer zum Verweilen einlädt.Nun folgte der Aufstieg durch eine Felsenschlucht zu den Dornburger Schlössern, einemSchlösser-Trio, das weit über die Grenzen Thüringens bekannt ist. Hier lohnt es sich, ein paar Stunden zu bleiben, zu genießen und zu flanieren. Französischer Barockgarten, Rosengarten, englischer Landschaftsgarten - das Areal um die Schlösser ist eine Augenweide. Genau wie der grandiose Ausblick von hier über das Saaletal. Nicht umsonst wird die Anlage auch als „Balkon Thüringens“ bezeichnet. Doch zurück zur Saale Horizontale: An Gärten, Feldern und Streuobstwiesen vorbei geht es nun hinunter nach Neuengönna und dann wieder hinauf auf den Plattenberg oberhalb von Porstendorf mit weiträumiger Aussicht auf den Alten Gleisberg und das Gleistal. Die Wanderung führt parallel zur Saale weiter zum Weidenberg, wo bei geeigneten Wetter auch hier die Gleitschirmflieger starten. Nächstes Ziel ist der Burschenplatz - hier bietet sich eine Rast am Wasserfall am Steinbach geradezu an. Dann führt der Pfad weiter nach Closewitz. An den Ort schließt sich das Rautal an, das im Februar / März Pilgerort für Winterlinge-Fans ist.
Denn nirgendwo sonst lässt sich so ein schöner, großer, sonnig gelb blühender Teppich bewundern. Der Wegweiser leitet die Wanderer dann zur Hochebene am Windknollen. Hier fand 1806 Napoleons legendäre „Schlacht bei Jena und Auerstedt“ statt, an die der Napoleonstein bis heute erinnert; ein Napoleonpfad kann hier oben ebenfalls abgewandert werden. Und unweit des ehemaligen Schlachtfelds, in Cospeda, befindet sich das Museum 1806, das die Ereignisse von damals noch einmal vergegenwärtigt.
Über die Hochebene führt die Saale Horizonatale dann weiter bis zum Landgraf, der als „Balkon Jenas“ gilt, weil man von hier (mal wieder) einen fantastischen Panoramablick auf die Saalestadt werfen kann. Im gleichnamigen Restaurant lässt es sich übrigens vorzüglich und eher edel speisen. Über die Sonnenberge führt der Weg schließlich hinunter ins Mühltal, wo man im rustikalen Braugasthof Papiermühle gutbürgerliche Thüringer Küche genießen kann. Highlight und Routentipp im Frühherbst ist hier ganz klar ein Abstecher zu den Perückensträuchern, direkt hinter der Papiermühle geht ein Weg dorthin, nur 5min braucht Ihr und steht zwischen kunterbunten Perückensträuchern. Zurück zur Strecke und mit gefülltem Bauch geht’s weiter durch den Münchenrodaer Grund über Kahles Höhe weiter zum Bismarckturm und dem nur 1,5 km entfernten Forstturm als nächstes Ziele. Auch hier gibt es mit dem Ausflugslokal Forsthaus eine beliebte Einkehrmöglichkeit. Kurz darauf passiert man das erst 2022 eröffnete Naturerlebniszentrum forum natura, das Einblicke in die heimische Flora und Fauna gibt. Tipp für Familien: Hier entlang führt auch der 4,2 km lange Erlebnispfad „Schlauer Ux“ mit 18 tollen Wissens- und Mitmachstationen.
Vorbei am Ernst-Haeckel-Stein führt der Wanderweg dann weiter hinunter ins Lebetal zum alten Trinkwasserhäuschen bis hin nach Ammerbach. Wem hier der Magen knurrt, kann seinen Hunger im neu eröffneten italienischen Restaurant "Della Porta" stillen. Von Ammerbach geht es dann weiter in Richtung Nennsdorf/Kleinertal. Der Weg bietet herrliche Ausblicke auf Ammerbach und den Lämmerberg und führt an Wiesen, Feldern und Obstbaumhainen entlang - bis ins für seine Orchideenpracht bekannte Leutratal. 26 seltene Orchideenarten sind hier beheimatet. Wenn die im Frühsommer blühen, zieht es Liebhaber auch von weither in das Tal.
Nun geht’s noch einmal bergauf - hoch zum Jagdberg, wo man einen letzten grandiosen Blick über das Saaletal bis zur Leuchtenburg genießen kann, ehe der Weg wieder bergab nach Göschwitz, dem Endpunkt der Saale Horizontale, führt. Hier gelangt man man mit Straßenbahn, Bus oder Zug zurück nach Hause oder zum geparkten Auto.